Eine Reise in die Welt von morgen. Welche Verkehrsmittel und alternativen Mobilitätslösungen werden sich durchsetzen?
Ursache für überfüllte Städte und Staus
Mobilität ist entscheidend für die Lebensqualität der Menschen. Städte auf der ganzen Welt wachsen und damit auch der Bedarf an Mobilität. Der damit verbundene Verkehr ist eine Belastung. Lärm, Umweltverschmutzung, Platzmangel, Unfallgefahr und klimaschädliche Emissionen konzentrieren sich besonders in Städten. Damit das urbane Leben attraktiv und lebenswert bleibt, muss das Verkehrssystem modernisiert werden.
Die menschliche Denkweise ist der Hebel zur Optimierung
Um die Verkehrsprobleme unserer Städte zu verstehen, ist es zunächst notwendig, sich mit der Stadt, ihren Ursprüngen und ihrer „DNA“ auseinanderzusetzen. Das eigentliche Problem sind nicht Staus, verparkte Straßen, was man riecht und hört – das sind nur Symptome der eigentlichen Ursache: Die menschliche Denkweise ist der Hebel zur Optimierung. Es ist notwendig, den Menschen alternative Mobilitätslösungen anzubieten.
Aktuelle Trends und Mobilitätslösungen
Gesellschaftliche Trends und Mobilitätsmuster lassen sich bereits erkennen. So nimmt beispielsweise die Nutzung von Privatautos ab, während der Anteil von Radfahren, Zufußgehen, öffentlichen Verkehrsmitteln und Carsharing zunimmt. Dies wirkt sich auf die Verkehrsnutzung und damit auf die Nachfrage nach Verkehrsleistungen und Infrastruktur aus.
Neben dem bestehenden Angebot an urbanen Verkehrsmitteln, deren Rückgrat nach wie vor der öffentliche Personennahverkehr ist, drängen inmitten der Digitalisierung neue Formen des Individualverkehrs in Richtung Städte. Dazu zählen insbesondere kollaborative Mobilitätsdienste wie Car-, Ride- und Bike-Sharing. Diese Angebote, die zum Teil bereits Elektroantriebe nutzen, schaffen neue Raumnutzungsanforderungen: mobile Stationen, Abstellplätze und Ladeinfrastruktur.
Multimodales Verkehrsverhalten ermöglichen
Für Stadtbewohner gibt es immer mehr Mobilitätsangebote, die ein multimodales Verhalten, also die Nutzung unterschiedlicher Verkehrsmittel, ermöglichen. Dadurch wird die Abhängigkeit von Privatfahrzeugen reduziert, ohne die persönliche Mobilität einzuschränken.
Ein neuer Ansatz für moderne Stadtplanung
Die Verkehrstransformation der Stadt hat bereits begonnen. Das Leitbild der „autogerechten Stadt“ war das städtebauliche Ideal der frühen Nachkriegsjahrzehnte, das das Auto in den Mittelpunkt eines idealen Lebensstils stellte. Die ökologischen Anforderungen und Bedürfnisse nicht motorisierter Verkehrsteilnehmer fallen häufig unter dieses Paradigma. Ein Grund dafür sind Werteveränderungen. Im aktuellen Leitbild stehen zunehmend ökologische und soziale Aspekte im Fokus.
Attraktive Städte sind nicht autofreundlich
Das Image der „lebenswerten Stadt“ als attraktiver Ort zum Wohnen, Leben und Arbeiten findet nicht nur in nationalen und internationalen Standortwettbewerben zunehmend Beachtung. Städte, die in solchen Rankings das Prädikat „lebenswert“ verdienen, zeichnen sich oft durch eine moderne Verkehrsplanung und eine ambitionierte Verkehrspolitik aus.
Mobilitätslösungen, um das Problem zu beheben
- Ausbau Radinfrastruktur – Radschnellwege separat erschaffen
Radschnellwege sind Knotenpunkte im Radverkehrsnetz einer Stadt oder eines Umlandes, die wichtige Zielgebiete mit entsprechend höherem Quell- und/oder Zielverkehr über große Distanzen verbinden, mit dem Ziel, einen sicheren und attraktiven Verkehr zu erreichen. Städte mit einem hohen Radverkehrsanteil weisen in der Regel eine geringere Stauintensität auf. Aus diesem Grund spielt der Nahverkehr, ein Sammelbegriff für Gehen und Radfahren, eine zentrale Rolle für eine umwelt- und klimafreundliche Mobilität und Lebensqualität in Städten. Auch im urbanen Wirtschaftsverkehr haben (Elektro-)Lastenräder ungenutzte Potenziale. - Der Fußverkehr
Der Fußverkehr hat ähnliche Vorteile wie das Radfahren, wurde aber in den letzten Jahrzehnten in der städtischen Verkehrsplanung oft übersehen. Erst in letzter Zeit wird ihm mehr Aufmerksamkeit geschenkt. Dieser Trend kann durch die Schaffung entsprechender Infrastruktur verstärkt werden, beispielsweise durch ein grünes, durchgängiges Straßennetz. So kann der Gesamtanteil nicht motorisierter Fahrten im Stadtverkehr auf über 50 % gesteigert werden. - Ausbau Straßenbahn- / Regionalverkehr
Nahverkehrsplanung und regionale Verkehrsprojekte müssen optimal umgesetzt werden. Dafür sind die systematische Planung und der Bau neuer Straßenbahnlinien entscheidend. Gerade in derzeit weniger vernetzten und wirtschaftlich stärkeren Städten und Regionen müssen Pendler im Fokus stehen. Es gibt zudem Konzepte, dass auf den Tram- und Regionalbahnnetzen dieselben Fahrzeuge fahren können, wodurch das Umsteigen an den Stadträndern entfällt. - Ausbau der Digitalisierung für die Mobilitätsangebote
Die Mobilität wird durch die Digitalisierung von Mobilitätsangeboten verbessert. Die Mobilitätsmanager-App verbessert die Vernetzung der Verkehrsmittel. Pilotprojekte unter Einbezug autonomen Fahrens und Nutzung erneuerbarer Kraftstoffe laufen bereits. Dieser Service ist derzeit aufgrund der fehlenden Datenbasis noch nicht ausgereift. Darüber hinaus beschränken sich die Informationen und Routenempfehlungen auf Verbindungen mit öffentlichen Verkehrsmitteln, nämlich Zügen, Bussen und Straßenbahnen (ÖPNV). - Einsatz von E-Bussen
Die Umstellung auf den Ersatz umweltbelastender Dieselfahrzeuge durch E-Busse ist aus ökologischer Sichtweise sinnvoll. Durch ein smartes Verkehrssystem mit vernetzen Ampeln und Busspuren sollen zudem die Verkehrsströme besser verteilt werden und dadurch die Stehzeiten im Verkehr verringert werden. Ziel ist es, den Verkehr näher an die Bedürfnisse der Bürger heranzuführen. - Einsatz von Car Sharing Angeboten
In vielen Städten, unabhängig von ihrer Größe, übersteigt die Nachfrage nach Parkplätzen das vorhandene Angebot, was die Qualität, Attraktivität und Funktionalität öffentlicher Räume beeinträchtigt. Zudem ist das Parken an kommunale Fördermittel gebunden, die nicht zwangsläufig über Parkgebühren refinanziert werden müssen. Immer mehr kommunale Mobilitäts- und Klimaschutzkonzepte erweitern das Angebot von Carsharing. Durch das Carsharing-Bundesgesetz (CsgG-seit 2022), die neue Straßenverkehrsordnung, die dazugehörigen Verwaltungsvorschriften und die Landesgesetzgebung zum Carsharing in den meisten Bundesländern wird Carsharing umfassend gefördert. Die Verbreitung von Carsharing und Mitfahrgelegenheiten kann zu einem geringeren Besitz von Privatautos führen, was wiederum den Platzbedarf in Städten verringern kann. - Optimierung des Parkraummanagements
Das Parkraummanagement spielt eine wichtige Rolle in der integrierten Verkehrsplanung. Es bestimmt neben der Verkehrslenkung den Umgang und die Nutzungsbedingungen von Flächen. So kann der Gesamtplatzbedarf begrenzt, der Parkvorgang für Anlieferung und Anwohnerverkehr priorisiert sowie Lärm- und Schadstoffemissionen reduziert werden. Kommunen bestimmen in der Regel die Parkplatzverfügbarkeit und -preise, aber nur in einem sehr engen Rahmen. Sie können zwar gebührenpflichtige Parkzonen ausweisen, die Höhe der Bußgelder wird jedoch auf Bundesebene festgelegt. Gleiches gilt für die Anwohnerparkausweise, bei denen der Bund einen gewissen finanziellen Spielraum einräumt. Ein Blick in andere europäische Länder wie Zürich, Amsterdam und Edinburgh zeigt, dass dort die kommunalen Handlungsspielräume größer sind. Um die Steuerung wirksam zu machen, sind sie auch hierzulande zu erweitern. Auf diese Weise können Parkplätze effizienter bewirtschaftet und die Fläche für die Allgemeinheit zurückgewonnen werden. - Einfluss des autonomen Fahrens auf die Mobilität der Zukunft
Der Einfluss des autonomen Fahrens auf klima- und umweltrelevante Aspekte, wie beispielsweise Änderungen der Fahrzeugnutzung und des Mobilitätsverhalten, sind bislang wenig thematisiert. Genau dieser Aspekt entscheidet darüber, ob automatisiertes Fahren einen positiven Beitrag zur Verkehrswende leisten kann. Dass die Fahrzeugautomatisierung eine gleichmäßigere Fahrweise mit kürzeren Fahrzeugabständen und flüssigeren Verkehrsströmen ermöglicht, wirkt sich positiv auf den Kraftstoff- und Energieverbrauch der Fahrzeuge und damit auf die CO2-Bilanz aus. Selbstfahrende Autos, die in kürzester Zeit uneingeschränkt im Flottenbetrieb verfügbar sind, könnten den Mehrwert privater Fahrzeuge grundsätzlich in Frage stellen. In diesem Fall werden kollaborative Mobilitätsangebote durch automatisiertes Fahren deutlich relevanter und die gemeinsame Fahrzeugnutzung gesellschaftlich zum Durchbruch verhelfen. Die Integration autonomer Fahrzeuge in Mobilitätsnetzwerke wird daher die Grenzen zwischen privatem und öffentlichem Verkehr vollständig verwischen.
Fazit
Kommunen und Wirtschaft verfügen über wirkungsvolle Instrumente und Maßnahmen, mit denen sie die Mobilität spürbar optimieren und die Flächennutzung gezielt steuern können.
Die Fokusthemen sind der Ausbau der Digitalisierung für die Mobilitätsangebote, die Förderung von Carsharing und das Parkraummanagement. Diese angeführten Maßnahmen sind geeignet, die städtische Flächennutzung stärker auf ein Gleichgewicht zwischen den unterschiedlichen Nutzungsansprüchen auszurichten und nicht auf einzelne Verkehrsträger zu fokussieren. Im Ergebnis wirkt sich dies positiv auf die Konkurrenzfähigkeit der Städte im internationalen Standortwettbewerb um Bewohner, Arbeitskräfte und Unternehmen aus. Überfüllte Städte mit zahlreichen Staus können damit vermieden und das Image der „lebenswerten Stadt“ als attraktiver Ort zum Wohnen, Leben und Arbeiten zurückgewonnen werden.
Integrierte Mobilitätssysteme sind das Ziel
Auch wenn die Ausgangslagen der Städte nicht identisch sind, überwiegen die Gemeinsamkeiten in der baulichen Gestaltung und den Variationsmöglichkeiten. Erfolgreiche Maßnahmen lassen sich in den meisten Fällen übertragen. Grundsätzlich brauchen die Städte ein durchdachtes integriertes Mobilitätssystem, das diverse Verkehrsmittel und eine Vielzahl von Instrumenten sinnvoll vereint. Einzelmaßnahmen allein reichen nicht aus, um die urbane Mobilität zu transformieren.
Städte brauchen mehr Unterstützung
Um die Mobilitätswende zu verwirklichen, müssen Städte eigenständige Visionen entwickeln, Ziele definieren und Maßnahmen umsetzen. Das erfordert Mut zu Experimenten und zur Erprobung neuer, auch unkonventioneller Strategien und Konzepte. Für langfristig tragfähige Strukturen sind mehr als nur marginale Änderungen an der bisherigen kommunalpolitischen Praxis nötig.
Im Grundsatz gilt: Die Städte kennen die Herausforderungen, sie kennen ihre spezifischen Problemlagen, und auch Lösungsansätze sind vorhanden. Die erforderliche Transformation scheint offenbar weniger ein Erkenntnis-, als vielmehr ein Umsetzungsproblem zu sein. Die zentralen Fragen lauten:
Wie können sich Politik und Verwaltung gegenseitig unterstützen und diese Transformationsaufgabe gemeinsam bewältigen? Wie kann das komplexe und vielfältige Maßnahmenpaket über ein isoliertes und erfolgreiches Pilotprojekt hinausgehen? Wie können wirtschaftlich starke Partner die Mobilitätsindustrie von Städten unterstützen und Kooperationen eingehen?
Die [bu:st] group GmbH unterstützt Innovationen und Trends von morgen
Die [bu:st] group GmbH als Beratungsunternehmen für Systeme und Technologien unterstützt seit 23 Jahren namhafte Mobilitätshersteller in der Weiterentwicklung neuer Innovationen in der Mobilität und zur Realisierung bestehender Entwicklungsprojekte. Wir haben es uns zur Aufgabe gemacht neue Trends zu begleiten. Der Mobilitätswandel sowie die damit einfließende Energiewende im Verkehr gelten für uns als zukunftsweisende Aufgabe. Insbesondere in den Ballungsgebieten muss der Verkehr und die Mobilitätsangebote neu gedacht werden.
Erfahren Sie mehr über uns – Ihr Ansprechpartner:
Fabian Aupperle
E-Mail: fabian.aupperle@bu-st.de
Literaturempfehlung
Bewegende Zeiten: Mobilität der Zukunft; Autor: Dr.-Ing. Julian Weber